Außenansicht des Zeiss-Planetarium der Tagungsstadt Jena - Jörg Hühn ist Geschäftsführer © Zeiss-Planetarium Jena / Sternevent GmbH, Foto: W. Don Eck
© Zeiss-Planetarium Jena / Sternevent GmbH, Foto: W. Don Eck

Jörg Hühn

Als Organisator möchte man seinen Gästen ein ganzheitlich positives, unterhaltsames Erlebnis bieten, welches alle letztlich mit der Tagung verbinden.

Jörg Hühn ist als Geschäftsführer des Planetariums und stellvertretender Geschäftsführer der Ernst-Abbe-Stiftung wahrhaft vielbeschäftigt.

Die Ernst-Abbe-Stiftung ist sowohl Eigentümerin des Planetariums als auch des Volkshauses und des Deutschen Optischen Museums in Jena. Doch die Betreiberverhältnisse sind verschieden. Während das Planetarium von der Tochtergesellschaft, der Sternevent GmbH betrieben wird, steht das Volkshaus unter Führung des städtischen Eigenbetriebes JenaKultur. Das Deutsche Optische Museum ist hingegen mittlerweile auf die Stiftung Deutsches Optisches Museum übergegangen, an der man wiederum eine Beteiligung hat. Insgesamt eine konzeptionelle Großbaustelle…

Herr Hühn, was sind die originären Aufgaben und Ziele der Ernst-Abbe-Stiftung?

Jörg Hühn: Die Ernst-Abbe-Stiftung ist historisch aus der Carl Zeiss Stiftung hervorgegangen und hat damals neben dem finanziellen Vermögen auch den Zweck übernommen Wissenschaft und Forschung vor allem in Thüringen und Jena zu fördern.

Sie begleiten gerade einige Veränderungen?

Hühn: Nun ja, beim Planetarium gibt es natürlich immer mal eine Premiere oder neue Show, doch im Prinzip steht hier das Konzept. Aber das Volkshaus und Deutsche Optische Museum (DOM) erfahren gerade eine völlige Umstrukturierung. Das DOM befindet sich dabei noch in der Konzeptphase. Das Volkshaus wird derzeit in ein Tagungs- und Kongresszentrum umgebaut. Dafür wurde jetzt das Saalgebäude u.a. mit viel neuer Technik ausgestattet. Wenn die Bibliothek dann aus dem anderen Gebäudeteil auszieht, kommen noch viele Nebenräume unterschiedlicher Größe dazu.

Warum ist dieser Umbau des Volkshauses Ihrer Meinung nach für die Stadt wichtig?

Hühn: Das ist insofern wichtig, da Jena bislang einfach kein Tagungszentrum hat, welches in die Größenordnung von 1000 Personen geht. Wir selbst machen im Planetarium auch Tagungen- und Kongresse, aber nur im kleineren Rahmen – bei 250 Personen ist bei uns Schluss. Wir merken jedoch, dass ein Interesse für historische und interessante Tagungsorte da ist. Besonders für gute wissenschaftliche Kongresse eignen sich die modernen Tagungszentren nämlich nicht wirklich. Nachgefragt und gesucht werden hochwertige Tagungsorte im Stadtzentrum. Man möchte nicht irgendwo auf der grünen Wiese sein und im schlechtesten Fall das Gewerbegebiet vor der Nase haben. Man möchte ein Gebäude, welches der Tagung eine gewisse Wiedererkennbarkeit gibt. Das trifft besonders auf historische Gebäude zu. Das Volkshaus ist da ideal, es bietet einerseits diesen großen Saal, es hat aber auch genügend Nebenräume, in die man sich zurückziehen und arbeiten kann.

Das Haus war ursprünglich von Ernst Abbe als Bildungszentrum für die Bevölkerung Jenas konzipiert. Entspricht für Sie die neue Nutzung weiterhin diesem Interesse?

Hühn: Ja, auf jeden Fall. Zumal das Haus ja auch weiterhin beides bereithält: einerseits den Tagungs- und Kongressbereich, der ja an sich schon Wissen an Dritte vermittelt, auf der anderen Seite bleibt natürlich der kulturelle Aspekt erhalten. Es wird hier auch weiterhin Veranstaltungen aller Art geben. Somit ist es keine Neu- sondern eine Zusatznutzung.

Wie wichtig empfinden Sie den Erlebnis- und Unterhaltungsfaktor bei Tagungen und Kongressen?

Hühn: Tagungsgäste erwarten immer einen kulturellen Rahmen und idealer Weise findet alles am selben Ort statt. Man möchte ja als Organisator seinen Gästen ein ganzheitlich positives, unterhaltsames Erlebnis bieten, welches alle letztlich mit der Tagung verbinden. Wenn ich als Gast rückblickend sagen kann, dass es eine interessante Tagung war und ich gut unterhalten wurde, ist das natürlich besser, als wenn ich nur Stress und Arbeit in Erinnerung behalte. So hat die Unterhaltung einen schönen Nebeneffekt.

Haben sich die Erwartungen da in den letzten Jahren verändert?

Hühn: Der Anspruch ist höher geworden. Einerseits gilt das für die wissenschaftlichen Inhalte, die sehr anspruchsvoll sein müssen. Das trifft aber auch auf das Begleitprogramm zu. Hier schaut man heute viel mehr, was kulturelles in der Stadt geboten wird, wie die Stadt an sich ist, wie die Hotellerie aufgestellt ist. Wenn man sich entscheiden muss, welche Tagungen man im Jahr besucht, entscheiden zwar an erster Stelle die Inhalte, danach schaut man aber nach weichen Faktoren, beispielsweise ob man sich in der Stadt etwas anschauen kann, ob man ein schönes Hotel hat und wie die Verkehrsanbindung ist – all das spielt eine zunehmend wichtige Rolle, besonders wenn ich die Wahl zwischen inhaltlich gleichwertigen Veranstaltungen habe.

Was sehen sie diesbezüglich als Jenas größten Vorteil?

Hühn: Es sind sicher die kurzen Wege, die hier punkten. Immerhin kann man in Jena alle Orte von Interesse fußläufig erreichen. Wenn sie im Volkshaus eine Tagung machen, sind sie in zehn Minuten zum Planetarium gelaufen. Auch alle anderen Stellen, die man so besichtigen möchte, liegen hier auf dem Weg. Außerdem gibt es ja keine Stelle der Stadt, in der man nicht in zehn Minuten zu Fuß im Grünen wäre, ob an den Saaleauen oder in den Bergen. So können Sie, obwohl sie in einer Großstadt sind, diese jederzeit verlassen. Das ist ein großer Vorteil.

Navigieren Sie doch einmal ihren persönlichen optischen Sterne-Weg in Jena.

Hühn: Ich würde tatsächlich beim Deutschen Optischen Museum starten und beim Planetarium enden. Auf dem kurzen Weg dorthin würde ich meine Gäste durch die zur Shoppingmall umgebaute Goethe-Galerie führen. In dem ehemaligen Zeisshauptwerk kann man sich den Sternenprojektor „Cosmorama“ anschauen – ein echter Hingucker und oben auf dem Gebäude befindet sich ja das tatsächlich älteste Planetarium der Welt. Sicher würde ich noch einen kleinen Abstecher zu unseren beiden Sternwarten im Schillergässchen machen. Von dort ginge ich zum Romantikerhaus, wo man sich das Experimentierkabinett des Physikers Johann Wilhelm Ritter anschauen kann. Hier sieht man, wie sich schon der Frühromantiker mit dem Thema Optik und Licht beschäftigt hat und dabei die ultraviolette Strahlung entdeckte. Ich finde es besonders interessant, zu erzählen, dass das Thema Optik nicht erst mit Zeiss und Abbe nach Jena kam. Ein paar Schritte weiter kann man sich dann auch gleich im Stadtmuseum den Weigelschen Himmelsglobus anschauen, ein Vorläufer der heutigen Planetarien.

Wir danken Jörg Hühn ganz herzlich für dieses Gespräch!

Vielleicht möchten Sie noch mehr über die Tagungsmöglichkeiten in Jena erfahren? Unter MICE-Stories geben weitere Interview-Partner ihre Erfahrungen an Sie weiter.